Haus Clement, Bonn 1992-1994
Die ideelle Mitte der Gemeinschaft erhält ihren baulichen Ausdruck im zentralen Atrium, das die exakte geometrische Mitte des Hauses einnimmt. Wohnen wird hier als gemeinschaftliches Wohnen verstanden. Am Übergang von Mehrfamilien- und freistehenden Einfamilienhäuser findet sich das Haus Clement am Fuß des Bonner Venusberges, dessen Topographie sich an dieser Stelle im ansteigenden Hang ankündigt. Einige Villen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert sind unter die meist uninspirierten Häuser der Folgezeit gestreut, die entlang der bergaufwärts führenden Straße Aufstellung gefunden haben. Der Entwurf ist derart in den Hang gestellt, dass er sich zur Straße als eingeschossiger Baukörper präsentiert, während auf der nordöstlichen Gartenseite beide Geschosse in Erscheinung treten. Die Eingangsfassade des Hauses ist lediglich durch drei zentral angeordnete Öffnungen gegliedert. Auf der dem Garten zugewandten Seite treten zwei Seitenrisalite hervor, während der mittlere Bauteil zurückweicht. Im Erdgeschoss ist im Zentrum der Wohnräume ein Atrium angeordnet, das von drei Seiten durch diese eingefasst ist und sich zum Garten hin öffnet. Zu diesem Sammelplatz des Hauses im Äußeren orientieren sich alle umliegenden Räume. Das Atrium ist der Raum des Hauses, der als Verkörperung der von Gottfried Semper geäußerten Idee der Versammlung um eine übergeordnete Mitte – in Sempers Terminologie ist dies der ‚Herd’ – gelesen werden kann. Im Untergeschoss, das die Schlafräume aufnimmt, wiederholt sich das Motiv im Gartenhof. Das Haus ist der erste realisierte Entwurf des Architekten. Mit seiner räumlichen Disposition und seinem strengen Ordnungssystem nimmt es Vieles von dem vorweg, was auch spätere Entwürfe auszeichnet; allem voran lässt sich der ideelle Mittelpunkt in zahlreichen Entwürfen wiederfinden. Und mithilfe des Dialogs, in den es mit dem Haus Hundertacht tritt, wird die Symmetrie des Entwurfs einer höheren Ordnung eingeschrieben und in ein stadträumliches Thema transferiert.
Text von Rainer Schützeichel
Vergleiche auch: Haus Clement (1992-1994) – Polychromie 2013/14; der Titel "Polychromie 2013/14" weist auf den Relaunch des 20 Jahre zuvor von usarch gebauten Hauses hin.
Projekt: Haus Clement
Anmerkung/en: [Projekt: Entwurf, Ausführung]
Ort: Bonn-Kessenich
Jahr: 1992 - 1994