O L G A - Ein Areal im Stuttgarter Westen, Stuttgart 2011
Der heutige bauliche Bestand des Quartiers Stuttgarter Westen geht überwiegend auf das 19. Jahrhundert zurück. Während sich die Anlage der Baublöcke an den ursprünglich vorhandenen landschaftlichen Gegebenheiten orientiert, verdankt sich der in der Blockrandbebauung regelhaft auftretende Abstand von etwa 10 Fuß der einzelnen Häuser untereinander den seinerzeitigen Bau- und Feuerschutzverordnungen. Landschaft und Topographie einerseits und feuer- und gesundheitspolizeiliche Rücksichten andererseits haben zur Ausprägung des charakteristischen Quartierbildes beigetragen. Neben der feinkörnigen Bebauung und den räumlichen Straßen treten die beiden Stadterweiterungsaspekte insbesondere auch in der identitätstiftenden Anlage des Feuersees hervor: das Landschaftliche und das Löschen.
Wich als Weg: das Einräumen
Das vorgeschlagene Projekt geht auf die Ursprünge der heutigen Gestalt des Quartiers zurück und führt sie in der Raumgestaltung des neuen Areals fort: Der alte Bauwich wird als Element der Gliederung im Maß wiederaufgenommen und der Abstand räumlich als Gasse zwischen den Häusern neu interpretiert. Die Wege führen ins Innere des porösen Blockes, der von differenzierten Raumfolgen aus Gassen, Straßen, Höfen und Plätzen bestimmt ist. Dabei überwinden die Wegräume mit Schwellen, Stufen oder als Rampen die Höhen der verschieden Lagen der Orträume, die sich als Höfe und Plätze eben ausbreiten. Das Bodenrelief dieser städtischen Räume folgt den topographischen Gegebenheiten und nimmt mit Gärten, Bäumen und Wasserflächen landschaftliche Elemente auf.
Block in Blöcken: das Anordnen
Der Stufung des Bodens entspricht die Staffelung der Häuser, die zwischen den Gefällen der umgebenen Straßen und den Höhenlagen der inneren Wege und Plätze vermitteln. Die kubische Proportion, die den bestehenden Bauten nachempfunden ist, weist die Häuser als kleinere Blöcke aus, die sich einerseits durch das Abrücken voneinander als Solitäre freistellen und andererseits durch ihre Engstellung als Teile des großen Blockes zu erkennen geben. Mit der Feinkörnigkeit der Gliederung fügt sich die bauliche Anlage in die formale und räumliche Struktur der Umgebung ein.
Zu den besonderen Lagen an Wegen und Plätzen öffnen sich die Häuser mit Vorräumen als Loggien und Passagen, die unmittelbar zu den Läden oder über die in der Mitte angelegten Treppenräume mittelbar zu den Wohnungen führen. Wegen der verschiedenen Größen und der Orientierungen ergeben sich vielfältige räumliche Einheiten.
Spiel und Regel: das Romantische
Der differenzierten räumlichen Konstellation der Wohnungen folgt ein variierendes System von Öffnungen. Mit Einschnitten in die Kuben der Häuser öffnen sich Rücksprünge, die sich als kleinere und größere Loggien oder Terrassen vorstellen. Aus der freien Setzung dieser Öffnungen ergeben sich vielseitige räumliche Themen, welche die Häuser untereinander und mit den umgebenen Räumen verknüpfen. In der regelhaften Anordnung der Blöcke zum Block führt erst das Spiel der Öffnungen zur Korrespondenz der Räume, der Zimmer und der Wohnungen mit den Wegen und Plätzen der Stadt.
Innen gleich Außen: das Städtische
Der Entwurf führt die Stadt in den Block, setzt das Äußere im Inneren fort und schlägt mit der Verästelung der Gassen, Straßen, Höfe und Plätze zu den Läden, den kleineren und größeren Geschäften und den Wohnungen eine räumliche Verdichtung des Blockinneren vor. Das Rot der Steine, Ziegel und Putze stiftet den charakteristischen Eindruck der städtischen Atmosphäre des Ortes und mit dem Turm, der den Verlauf der alten Bismarckstraße markiert, erhält die Raumgestaltung des Areals zeichenhaften Ausdruck im Quartier der Stadt.
Projekt: Olga-Areal und Umgebung
Anmerkung/en: [Wettbewerb: Entwurf, Modell]
Ort: Stuttgart West
Jahr: 2011 - 2011