...Andere harren in einer ausgedehnten, immer wieder und wieder sich modernisierenden Gegenwart aus. Die verlorene Zukunft lässt sie an der Vergangenheit zweifeln, gleich so, als wäre die Geschichte der Architektur zu Ende erzählt. Unterdessen hebt die unbestimmte Offen-heit der Architektur das „Künstlerische“ aufs Tapet – mit der Folge einer Ausdifferenzierung im großen Maßstab, die gestalterisch wie technisch laufend Neues anzielt. Indem sich die Architektur allein auf dieses Er-eignis verlässt, nimmt sie zugleich in Kauf, dass sich die Aufmerksam-keit für den Umstand verringert, dass Vielfalt nicht nur das Allgemeine, Generelle und vor allem das Gemeinschaftliche einbezieht, sondern sie für „die“ Architektur immer vorausgesetzt hat. Wollten wir uns der zunehmenden Beschleunigung dieser sich rückwärts und vorwärts dehnenden Gegenwart aussetzen, in der Architektur immer weniger modern, immer mehr modisch erschiene, gibt das „Künstlerische“ nur dann eine überzeugende Antwort, wenn wir „die“ Architektur zuvor aus ihrer kulturellen und gesellschaftlichen Bindung endgültig entlassen. Eine Sackgasse?
Autor: Uwe Schröder
Titel: Der vierte Raum
Sammelband/Zeitschrift: in: Klaus Theo Brenner, Uwe Schröder (Hg.), Strada Nuova. Typologische Studien zur Architektur der Stadt Genua
Serie: Materialien zu Geschichte, Theorie und Entwurf städtischer Architektur
Band: I
Verlag: Ernst Wasmuth Verlag
Ort: Tübingen/Berlin
Datum: 2015
Seite(n): 8-12
ISBN: 9783803009302
ISSN: 2364-7663
Publikationen: Die Modernität der Moderne. Anmerkungen zum Werk des Architekten Antonio Monestiroli